A mostly redacted copy of a telephone conversation between US President George H.W. Bush, German Chancellor Helmut Kohl, and Canadian Prime Minister Brian Mulroney.
August 26, 1991
The Chancellor's [Helmut Kohl's] Telephone Conversation with U.S. President Bush on 26 August 1991, 14:25 – 14:50 hours
Referatsleiter 212 Bonn, den 26. August 1991
Betr.: Vermerk über das Gespräch des Herrn Bundeskanzlers mit US-Präsident Bush am 26. August 1991, 14.25 - 14.50 Uhr[1]
Der Herr Bundeskanzler sagt, daß er wegen der Lage sowie wegen der Vereinbarung eines Termins anrufe. Die Lage in Moskau sei sehr undurchsichtig. Wenn die sowjetischen Republiken wirklich ihre Souveränität bekämen, werde es schwieriger, mit ihnen zu sprechen. Er (BK) befürchte, daß am Ende eine große Grenzdiskussion beginnen könne. Als Beispiel nenne er Moldavien/Rumänien. Zunächst müsse die Lage genau analysiert werden. Die Position Gorbatschows sei nicht wirklich klar. Wolle Jelzin jetzt an Gorbatschows Stelle oder werde eine ganz definitive Abtrennung der russischen Republik angesteuert?
In dieser unübersichtlichen und schwierigen Übergangssituation sei es ganz wichtig, eng zu kooperieren. Er schlage vor, jetzt im Abstand von wenigen Tagen regelmäßig zu telefonieren.
Auf die Frage, wie er die Lage einschätze, antwortet Präsident Bush, daß auch er engen persönlichen Kontakt halten wolle. Er habe auch eine vorsichtige Linie eingeschlagen, da auch er nicht wisse, wie sich das Verhältnis zwischen Gorbatschow und Jelzin entwickeln werde.
Die Frage der Anerkennung der baltischen Staaten käme jetzt unmittelbar auf uns zu. Dazu würde er gerne die Meinung des Herrn Bundeskanzlers wissen. Dieses würde auch den kanadischen Ministerpräsidenten Mulroney interessieren, der gerade bei ihm anwesend sei.
Ein anderer wichtiger Punkt sei das bevorstehende Sherpa-Treffen sowie das Treffen der stellvertretenden Finanzminister.
Der Herr Bundeskanzler entgegnet, daß es gut sei, daß die Sherpas sich träfen. Dabei sollten alle Punkte und alle Eventualitäten beredet werden. Allerdings sei es jetzt noch schwieriger, über Hilfe zu reden, solange die neue Staatsordnung unklar sei.
Präsident Bush wirft ein, daß er hier voll zustimme und zur Vorsicht mahne. Man könne keine Schecks ausschreiben, solange sich nichts geändert habe. Der Fortgang der Reformen seit London sei ihm unklar.
Der Herr Bundeskanzler sagt, daß dies auch seine Politik sei. Man sei bereit zu helfen, man müsse nur wissen für was. Auf die Reformen bezogen, sei das Bild jetzt unklarer als in London.
Präsident Bush stimmt zu.
Der Herr Bundeskanzler schlägt vor, über diesen Punkt noch einmal zu reden. Es sei gut, daß das Sherpa-Treffen stattfinde, es dürften aber keine riesigen Erwartungen daran geknüpft werden.
Der Herr Bundeskanzler kommt auf die Frage des Baltikums zu sprechen. Die Entwicklung werde in dieser Woche auf einen Höhepunkt zutreiben. Morgen (27.08.) würden die drei baltischen Außenminister nach Bonn kommen. Er glaube, daß sich in dieser Woche eine Mehrheit der EG-Staaten für eine Anerkennung der baltischen Staaten aussprechen werde. Dies entspräche auch seiner (BK) Meinung, obwohl klar sei, daß auch dort riesige Probleme bestünden.
Enorm sei auch die psychologische Wechselbeziehung zur Situation in Jugoslawien.
Präsident Bush fragt nach dem Gerücht, daß Frankreich die baltischen Staaten jetzt anerkennen wolle.
Der Herr Bundeskanzler antwortet, daß sich Frankreich in dieser Frage derzeit bewege. Der französische Präsident habe innenpolitisch gewaltige Probleme mit dieser Frage. Er (BK) werde sich aber um Informationen aus Paris bemühen.
Präsident Bush fragt, was man in Sachen Anerkennung heute tun könne. Der Druck in den USA sei ebenso wie in Frankreich und Kanada vorhanden. Wenn er davon ausgehen könne, daß nicht einzelne EG-Staaten die baltischen Staaten heute anerkennen würden, dann bliebe ihm noch etwas Zeit.
Der Herr Bundeskanzler erklärt, daß er dies natürlich nicht garantieren könne, aber noch einmal nachfragen wolle und in den nächsten 3 Stunden das Weiße Haus unterrichten werde. (Am Schluß des Gesprächs wird ein erneuter Telefonkontakt um 18.00 Uhr MEZ vereinbart.)
Präsident Bush berichtet, daß nach seiner Information der ungarische Ministerpräsident Antall sowie der japanische Ministerpräsident Kaifu offensichtlich kurzfristig die baltischen Staaten anerkennen wollten. Auch der kanadische Ministerpräsident wolle dies wohl heute tun.
Der Herr Bundeskanzler sagt, wenn er und Präsident Bush sich einig seien, die Anerkennung noch heute auszusprechen, dann solle man im Verlauf des heutigen Tages noch einmal telefonieren.
Der Herr Bundeskanzler kommt auf einen weiteren wichtigen Punkt. Er überlege, ob er im Rahmen seines Kalifornienbesuches für 3 bis 4 Stunden bei Präsident Bush in Washington vorbeikommen könne. Er habe der Universität Berkeley in Kalifornien seinen Besuch seit Jahren versprochen. Die Einladung sei eine große Ehre. Er wolle dort nur kurz sein und auch kurz Ronald Reagan treffen. Seine Frage sei, ob er am 16. September 1991 für ein paar Stunden vorbeikommen könne.
Präsident Bush sagt, daß die Tür ganz weit offen sei. Nach seinem vorläufigen Zeitplan sei er in Washington und man könne vielleicht ein Abendessen vereinbaren.
Der Herr Bundeskanzler sagt, er würde sich über ein Treffen sehr freuen; es gebe viel zu besprechen. Wenn er (BK) in den USA sei und nicht beim Präsidenten, wäre das sicherlich schlecht.
Zum Abschluß des Gespräches tauschen der Herr Bundeskanzler und der kanadische Ministerpräsident Mulroney Grüße aus.
(Dr. Kischlat)
[1] BArch, B 136/59746, 38-40.
Head of Division 212 Bonn, 26 August 1991
Subject: The Chancellor's Telephone Conversation with U.S. President Bush on 26 August 1991, 14:25 – 14:50 hours[1]
The Chancellor says that he was calling due to the current situation and in order to schedule an appointment. The situation in Moscow was very obscure. If the Soviet republics really obtained their sovereignty, it would be increasingly difficult to talk with them. He (the Chancellor) was concerned that we could finally have an enormous discussion in frontiers. He referred to Moldova/Romania as an example. First of all, we had to analyze the situation in detail. Gorbachev’s position was not entirely clear. Did Yeltsin really want to replace Gorbachev, or did he aim at the definitive separation of the Russian Republic?
Given the chaotic and difficult situation, it was enormously important to cooperate very closely. His suggestion was call each other once every couple of days.
Upon the question about his estimation of the current situation, President Bush replies that he also wanted to keep in close touch. He had also taken a cautious line as he did not know how the relationship between Gorbachev and Yeltsin would evolve.
We were immediately confronted with the question of the Baltics’ recognition. He was interested in the Chancellor’s opinion. This was also interesting for Canada’s Prime Minister Mulroney, who had just visited his office.
The upcoming Sherpa-Meeting of the deputy finance ministers was another important point.
The Chancellor replies that it was good for the Sherpas to meet. They ought to discuss all issues and contingencies. However, it was even more difficult to discuss assistance as the new state system was unclear.
President Bush inserts that he fully agreed and was issuing a note of caution. One could not write out checks as long as nothing had changed. He was not certain about the continuation of reforms.
The Chancellor says that this was his approach as well. One was ready to help but had to know the purpose. With regards to the state of reforms, he said that the overall situation was now less clear than in London.
President Bush agrees.
The Chancellor suggests to discuss this point in detail again. It was good to have a Sherpa meeting, but one ought not to link it with enormous expectations.
The Chancellor then begins to refer to the question of the Baltics. The development would reach a climax this week. Tomorrow (8/27), the three Baltic foreign ministers would be in Bonn. He thought that the majority of EC countries would recommend the recognition of the Baltic states. This matched his opinion, albeit that he had to state very clearly that there were enormous problems in that region, as well. Moreover, there was a tremendous psychological interdependency with the situation in Yugoslavia.
President Bush queries about the rumor according to which France was willing to recognize the Baltic states.
The Chancellor replies that France was just moving with regards to this question. The French President faced enormous domestic problems in terms of this issue. He – the Chancellor) – sought to receive new information from Paris.
President Bush asks what one could do in terms of recognition at this point in time. There was pressure both in the United States as well as in France and Canada. He had some more time if he could go by the assumption that individual EC member states were not going to recognize the Baltics today.
The Chancellor explains that he could not guarantee this, of course, but wanted to ask again in order to inform the White House within the next three hours (At the end of the conversation, both sides agreed to call each other again at 18.00 hours CET).
President Bush reports that, according to his information Hungarian Prime Minister Antall and Japan’s Prime Minister Kaifu apparently wanted to recognize the Baltic states on very short notice. The Canadian Prime Minister wanted to do it, as well, today.
The Chancellor says that one ought to call each other later today if there was consensus between him and President Bush in favor of Baltic recognition.
The Chancellor raises another important point. He was thinking whether he ought to stop by, visiting President Bush for 3 to 4 hours on the occasion of his trip to California. He had been promising to visit Berkeley University in California for years. The invitation was a great honor. He planned to be there just for a short time and wanted to see President Ronald Reagan, as well. His question was whether he could stop by for a couple of hours on September 16.
President Bush says that the door was wide open. He was in Washington, according to his preliminary schedule, and they could plan to have dinner together.
The Chancellor says that he was very glad to have a meeting; one had plenty of things to discuss. It was certainly bad for him not to see the President while he was in the USA.
Finally, the Chancellor and Canadian Prime Minister Mulroney exchange greetings.
(Dr. Kischlat)
[1] BArch, B 136/59746, 38-40.
Kohl and Bush discuss the latter forthcoming visit to Moscow, the situation after the coup, as well as Western financial assistance for the Soviet Union and Baltic independence.
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